Auf vielfachen Wunsch von stell ich mal ne kleine Sonntagstour hier rein in der Hoffnung das mal einige mitfahren.
Strecke ab Merzig bis Losheim = 292 KM
Abfahrt 9:00 - 10:00 Uhr
Hunsrück?
Wer war da nicht mal? Den Hunsrück Ausläufer des Rheinischen Schiefergebirges in dieser abgelegenen Region, die schon im 19. Jahrhundert den Spitznamen »Preußisch Sibirien« trug. Meine alte Hausstrecke ist also ein echter Geheimtip – aber euch verrate ich sie trotzdem.
Die Tour beginnt in Merzig, Parkplatz bei der Stadthalle. Von hier werden wir starten, in Richtung Mettlach der Keramikhochburg des Saarlandes vorbei an der dort ansässigen Brauerei dem sich windendem Flusslauf folgend zur Wein- und Glockengießer-Stadt Saarburg ein beliebtes Reiseziel, die natürlichen und historischen Sehenswürdigkeiten der Saarweinmetropole beeindrucken alljährlich eine Vielzahl von Gästen. Auf die Sehenswürdigkeiten dieser wohl ältesten Stadt Deutschlands will ich nicht weiter eingehen. Wir rollen aus der Saarburger Innenstadt an der Burg vorbei, die 964 durch Graf Siegfried von Luxemburg errichtet wurde, den Berg hinauf Richtung Beurig und weiter nach Wiltingen, Oberemmel hinauf auf die B268. Kurz hinter den Windrädern biegen wir links ab nach Franzenheim und stürzen uns mit unseren Moped´s die engen Kehren ins Ruwertal hinab. Bei dieser kleinen Turneinlage sollte wir aber noch nicht ins Schwitzen geraten. Die Dorfjugend des Bauern und Winzerörtchens Waldrach wird bewundernde, fast sehnsüchtige Blicke nach unseren Maschinen werfen. Noch sind wir keine 50 Kilometer von Merzig entfernt, aber die winzigen Sträßchen, über die wir am Hochwald entlang rollen, sind praktisch frei von Verkehr, gelegentlich mal ein Trecker, auf den Dorfstraßen auch schon mal ein Dreirad, aber sonst sind wir allein zwischen duftenden Wiesen und Feldern und immer wieder Wald. Ich kenne die Gegend, trotzdem bin ich jedes Mal von neuem erstaunt, wie groß die dicht bewaldeten Flächen hier noch sind. Immerhin gehört der Hunsrück zu den waldreichsten Gegenden Deutschlands, fast 40 Prozent des Gebirges sind bewaldet. Wir werden den besonderen Duft der Bäume genießen, halten immer wieder an auf Bergkuppen, um das Spiel der Nebel in den Bachtälern um uns herum zu bewundern. Einem dieser Täler, dem des Dhron-Baches, folgen wir fast bis zur Mosel hinab.
Sollten wir zur passenden Uhrzeit hier entlangkommen, werden wir ein Stopp an der Bescheider Mühle machen. Dort wird man uns eine vorzügliche Forelle servieren. Oder verzichten wir und folgen gemächlich der gewundenen Straße über Papiermühle, Horath und Merscheid zur Römerstraße. Man kann sie tatsächlich entlangfahren, diese bald 2000 Jahre alte Straße von Trier nach Bingen, wenn auch nur für etwa drei Kilometer. Natürlich nicht auf dem Steinpflaster, das römische Legionäre als Beschäftigungstherapie in Friedenszeiten verlegten. Auf dem schnurgeraden Straßenstück kommt tatsächlich so etwas wie Highway-Feeling auf, passend zu unseren gemütlichen zwei/dreirädrigen Streitwagen. Weil wir Lust auf Kurven haben, werden wir am Ende der Römerstraße links abbiegen nach Bernkastel-Kues. Die serpentinenreiche Abfahrt zur Mosel hat es in sich, fahrerisch wie landschaftlich. Nach einem Kaffee an der Uferpromenade in Bernkastel empfehle ich, über den Berg bis Traben-Trarbach zu folgen und dort wieder hinauf Richtung Morbach zu fahren. Der Rundkurs ist eine einzige Kurvenorgie, sozusagen das Moselkarussel.
Auch den Idarwald jenseits von Morbach schippern wir entlang nach Rhaunen. In Rhaunen biegen wir links ab Richtung Kirn und haben einen der ganz großen Höhepunkte der Tour vor uns: das Hahnenbachtal. Wir werden das enge, gewundene Tal des Hahnenbachs unbeschwert genießen, einfach den Motor laufen und die Maschine durch die Kurven schwingen lassen, wir genießen die atemberaubende Ortseinfahrt an der sich die steilen, burggekrönten Felszinnen der »Kirner Dolomiten« über das Tal erheben und Kirn mit seiner hübsche Altstadt, den Marktplatz mit seinen entzückenden Fachwerkhäusern erreichen. Bei der Durchfahrt können wir dann noch über die kunstvollen Ornamente in der für diese Region typischen Schiefertäfelung der Häuser staunen, bevor wir noch einmal die geschwungene Strecke des Hahnenbachtals über Hochstetten-Dhaun, das Kellenbachtal ansteuern. Über dem Bach (es ist der Simmerbach, obwohl er durchs Kellenbachtal fließt), kurz vor seiner Mündung in die Nahe, liegt Schloß Dhaun. Die große, zum Teil restaurierte Festungsanlage beherbergt eine Heimvolkshochschule.
Nachdem wir uns durch zahlreiche Spitzkehren den Berg hinaufgekämpft haben, genießen wir eine traumhafte Aussicht von der Burgmauer über die waldigen, von zartem Dunst verschleierten Hügel das Kellenbach und Nahetal. Die recht gut ausgebaute Bundesstraße windet sich hier durch eine enge, teils bewaldete Schlucht. Hohe Felsen drängen die Straße an den Bachlauf, und unter den Bäumen ist es zum Teil richtig düster. Unwillkürlich wird hier jeder an den Schinderhannes denken, jenen Räuberhauptmann, der im ausgehenden 18. Jahrhundert in dieser Gegend der Schrecken der Bauern und Händler war. Weil er in der Zeit der französischen Besetzung (ab 1797) auch Franzosen beraubte, wurde er von der Romantik des 19. Jahrhunderts zum Nationalhelden hochstilisiert, nachdem er 1803 in Mainz gerade einmal 20jährig durch eine französische Guillotine für seine Missetaten enthauptet worden war. Wir verlassen das Kellenbachtal und seine Kurven und schrauben uns – wieder einmal auf engen Serpentinen – über den Soonwald, an dessen grüngesäumtem Rand wir der Straße nach Idar-Oberstein folgen.
Nicht nur in Idar-Oberstein scheint auch heute noch fast jedes zweite Haus zumindest an den Durchgangsstraßen eine Edelsteinschleiferei zu beherbergen. Wir werden den Idarbach aufwärts Richtung Allenbach fahren, dort werden wir auch in den kleinen Dörfern am Wegesrand immer wieder die phantasievollen Werbeschilder von Goldschmieden und anderen schmuckverarbeitenden Betrieben sehen. Erst wenn wir uns dem Erbeskopf nähern, dem mit 818 Metern höchsten Berg des ganzen Rheinischen Schiefergebirges, werden sie seltener. Gern können wir von dieser Höhe aus einen Rundblick über den Hunsrück genießen, doch ist das allein den amerikanischen Militärsvorbehalten.
Sie haben den Gipfel mit Radaranlagen gespickt und in den Tiefen des Berges die Elektronik versteckt, die während des Kalten Krieges im Falle eines Falles die atomwaffenbestückten Raketen und Cruise Missiles hätten lenken sollen, die zu Hunderten im Hunsrück lagerten. An militärische Geschichte erinnert zumindest zum Teil auch das hervorragende Flugzeugmuseum in Hermeskeil, das wir nach kurzer Fahrt über die Hunsrück-Höhenstraße erreichen. Über 100 Flugzeuge, allerdings nicht nur militärische, sind hier im Original ausgestellt, darunter sogar eine Concorde. Hinzu kommen Flugzeugmotoren und anderes Fliegerzubehör, bei dem Technik-Fans das Herz höher schlägt.
Um noch einmal richtiges Highway-Feeling auf unseren Moped´s aufkommen zu lassen, nehmen wir dann die
Hunsrück-Höhenstraße die Schnellstraße von Saarburg nach Koblenz ist wie geschaffen, um relaxed darauf
entlangzugleiten. Sie bietet viele lange Geraden, aber anders als ihre amerikanischen Pendants gelegentlich auch Kurven der engeren Sorte. Vor allem aber bietet sie, wie schon ihr Name verspricht, meistens einen weiten, prächtigen Ausblick über die Höhen des Hunsrücks.
Hier kann man entweder rasen oder genießen. In Kell am See verlassen wir die Schnellstraße, um einen Blick auf die Ruine der Grimmburg zu werfen und dann über Weißkirchen-Rappweiler-Waldhölzbach nach Losheim in die Brauerei einzukehren. Hier sollten wir uns zum Abschluß noch einen Kaffee gönnen oder sonst was trinken um dann gemütlich wieder nach Hause zu tucker´n.
Mittagspause und Streckenführung nach belieben